Menü
Service

Bauherren-Schutzbund zu Interviewäußerungen von Bauministerin Hubertz: Wohnungsbau braucht Realismus und Einbindung privater Bauherren

16. Juni 2025

Berlin. Mit Blick auf die jüngsten Äußerungen von Bundesbauministerin Verena Hubertz zur Belebung des Wohnungsbaus sieht der Bauherren-Schutzbund e.V. (BSB) Nachbesserungsbedarf. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen greifen zu kurz, insbesondere im privaten Wohnungs- und Eigenheimbau.

Serielles Bauen ist kein Allheilmittel – und häufig etabliert
Die von der Ministerin genannte Möglichkeit, durch serielles Bauen die Baukosten zu halbieren, hält der BSB für unrealistisch und irreführend. Serielle Elemente und vorgefertigte Bauteile sind im privaten Hausbau – etwa im Fertighausbereich – längst etabliert und bieten durchaus Potenziale zur Effizienzsteigerung bei der Herstellung. Kostenvorteile von 40 bis 50 Prozent sind jedoch sehr hochgegriffen und nicht empirisch belegt. In der Praxis sind Einsparungen eher im einstelligen Prozentbereich möglich – abhängig von der Größe, Ausstattung und rechtlichen Rahmenbedingungen.

„Wir begrüßen die Initiative zur Kostenreduktion, aber wir dürfen den Menschen keine Luftschlösser versprechen. Serielles Bauen ist kein Wundermittel, sondern ein Baustein unter vielen“, erklärt Florian Becker, Geschäftsführer des BSB. Er betont, dass Innovationen beim Bauen sinnvoll und nötig seien. Allerdings werde es nicht eine alleinige Lösung für die Probleme beim Wohnungsbau geben können.

Erbbaurecht: Theorie mit Tücken
Auch die verstärkte Nutzung von Erbbaurechten zur Senkung der Einstiegskosten beim Wohneigentum bewertet der BSB kritisch. Zwar kann das Erbbaurecht unter bestimmten Bedingungen eine Alternative zum Grundstückskauf darstellen. Inder Praxis sind die Erbbauzinsen heute jedoch oft so hoch, dass sie langfristig kaum Kostenvorteile gegenüber einem Grundstückskauf bieten. Zudem entstehen Unsicherheiten für Eigentümer: Laufende Erbbauzinsanpassungen, unklare Verlängerungsbedingungen sowie Einschränkungen beim Beleihen oder Vererben machen die Erbpacht zu einem Risiko, besonders im Hinblick auf Altersvorsorge und Generationenübergang.

Private Bauherren: Ein Drittel des Marktes – ohne Strategie
Besonders bedenklich ist aus Sicht des BSB, dass eine gezielte Strategie zur Einbindung selbstnutzender Bauherren sowie Wohnkäuferinnen und -käufer weiterhin fehlt. Dabei stellen sie rund ein Drittel des gesamten Wohnungsbaus in Deutschland. Ohne klare politische Anreize und Entlastungen für diesen Bereich – wie beispielsweise eine Grunderwerbsteuerreform, vereinfachte Genehmigungsverfahren und echte Förderangebote für Familien – droht eine dauerhafte Schwächung des privaten Wohneigentums als wichtige Säule der Wohnraumschaffung.

„Wer den Wohnungsbau ankurbeln will, muss auch die privaten Bauherren im Blick haben – und das heißt: Rahmenbedingungen schaffen, die verlässlich und finanzierbar sind“, fordert Becker. Eine zukunftsfähige Wohnraumpolitik könne nur gelingen, wenn neben der öffentlichen Hand und institutionellen Investoren auch Privatpersonen als zentrale Akteure im Wohnungsmarkt mitgedacht und aktiv eingebunden werden. Dafür brauche es jetzt ein starkes Signal des Aufbruchs.