
10 Baumängel, die Gebäudeeffizienz kosten
Ein Neubau soll energieeffizient, komfortabel und langlebig sein. Doch viele Häuser verschenken Potenzial – durch vermeidbare Baumängel.
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Teil 1: Vorgaben für Energieeffizienz
Eine Kurzstudie des BSB zeigt: Fehler bei Planung und Ausführung wirken sich nicht nur auf Kosten, sondern auch auf Nachhaltigkeit und Energieverbrauch aus.
Untersucht wurden 100 baubegleitende Qualitätskontrollen von Neubauten. Diese 10 Bäumängel haben einen besonders negativ Einfluss auf die Gebäudeeffizienz:
1. Fehlende Unterlagen – wenn die Grundlage fehlt
Ein häufiger Mangel zeigt sich bereits vor Baubeginn: Es fehlen Planungsunterlagen, Nachweise oder Berechnungen. Ohne sie kann niemand prüfen, ob das, was auf der Baustelle entsteht, den gesetzlichen oder vertraglich vereinbarten Anforderungen entspricht.
In einem dokumentierten Fall lagen weder Ausführungsplanung noch bauphysikalische Nachweise vor – eine Qualitätskontrolle war faktisch unmöglich. Solche Versäumnisse führen dazu, dass Mängel erst nach der Fertigstellung auffallen und dann teuer behoben werden müssen.
Fehlen etwa Nachweise zum Wärmeschutz oder zur Statik, drohen Rückbauten oder aufwendige Nachprüfungen. Der Aufwand dafür kann schnell mehrere tausend Euro betragen. Frühzeitige Dokumentation und transparente Kommunikation sind daher unverzichtbar.
2. Fehlerhafte Schalldämmung
Gerade in Doppelhäusern ist eine korrekte Trennung der Baukörper für einen guten Schallschutz entscheidend. In einem Beispiel aus der Studie führte Mörtel, der versehentlich in die Gebäudetrennfuge gelangte, zu massiven Schallbrücken. Gespräche und Trittgeräusche der Nachbarn waren deutlich zu hören. Zusätzlich bildeten sich Risse in der Fassade, weil Bewegungsfugen überdämmt worden waren.
Die nachträgliche Sanierung war aufwendig und teuer: Die Putzarbeiten mussten komplett erneuert werden und es kam zu einer Entschädigungszahlung von 5.000 Euro.
Solche Fehler entstehen meist durch fehlende Sorgfalt oder mangelnde Abstimmung zwischen den Gewerken. Regelmäßige Kontrollen während der Bauphase sind hier der beste Schutz.
3. Undichte Fenster – Zugluft, Feuchte, Energieverlust

Fenster sind die sensibelsten Schnittstellen zwischen Innenraum und Gebäudehülle. Schon kleinste Undichtigkeiten können erhebliche Folgen haben.
In einem Neubau klagten Eigentümer über Zugluft und ungleichmäßig warme Räume. Eine Leckagesuche zeigte: Die Fensteranschlüsse waren nicht luftdicht ausgeführt, Fensterbänke falsch geneigt, Feuchtigkeit drang in die Holzrahmen ein. Die Rahmen quollen auf, die Beschichtung löste sich.
Die Sanierung – Austausch der Fensterrahmen und Wiederherstellung der Anschlüsse – kostete mehrere tausend Euro. Eine frühzeitige Luftdichtheitsprüfung (Blower-Door-Test) hätte den Mangel leicht aufgedeckt.
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4. Mangelhafte Luftdichtheit – Wärmeverluste durch unbemerkte Leckagen
Ein weiteres typisches Problem betrifft die luftdichte Ebene im Dach- und Deckenbereich. In einem dokumentierten Fall blieb ein Bad im Obergeschoss trotz funktionierender Heizung ungewöhnlich kalt. Ursache waren zahlreiche Bohrungen für Deckenspots, die die Folie der luftdichten Schicht perforiert hatten. Dadurch entwich warme Luft, Feuchtigkeit drang in die Dämmung ein und kondensierte. Das Risiko von Schimmel und Bauschäden war hoch.
Für die Sanierung mussten Decke und Dämmung vollständig geöffnet werden – Kostenpunkt rund 18.000 Euro. Eine Zwischenmessung der Luftdichtheit während der Bauphase hätte den Schaden verhindert.
5. Feuchteschäden durch fehlenden Wetterschutz – wenn Baustellen offen bleiben

Feuchtigkeit ist einer der größten Feinde energieeffizienter Bauwerke. Wird ein Rohbau nicht geschützt, können Dämmstoffe durchnässen und ihre Wirkung verlieren. In einem Fall blieb die Mauerkrone über Wochen offen, Regen drang ein, das Mauerwerk sog sich voll und die Mineralfaserdämmung wurde unbrauchbar. Die Fassade musste zurückgebaut und neu aufgebaut werden – ein Schaden von rund 20.000 Euro.
Regelmäßige Baustellenkontrollen und der Schutz offener Bauteile sind einfache, aber wirkungsvolle Maßnahmen, um solche Schäden zu vermeiden.
6. Fehlerhafte Dämmung an der Anlagentechnik – leise ineffizient wird teuer
Nicht nur Wände, auch technische Anlagen können Mängel aufweisen, die unbemerkt Energie kosten. In mehreren Fällen wurden Wärmepumpen oder Lüftungsanlagen ohne ausreichende Schall- und Wärmeisolierung installiert. Die Geräte liefen unruhig, verbrauchten mehr Strom und belasteten Bewohner durch Vibrationen oder Lärm.
Diese Fehler sind zwar selten sichtbar, verursachen aber über die Lebensdauer der Anlage hohe Zusatzkosten. Eine fachgerechte Planung der Anlagenaufstellung und regelmäßige Kontrolle ihrer Effizienz sind unerlässlich.
7. Überdimensionierte Wärmepumpe – ineffiziente Technik durch falsche Planung
Energieeffizienz hängt auch von der richtigen Dimensionierung ab. In einem Doppelhaus wurde statt der berechneten 6-kW-Anlage eine 12-kW-Wärmepumpe eingebaut. Das System lief ständig in kurzen Takten, verbrauchte unnötig viel Strom und verschliss schneller.
Der Austausch auf eine angepasste Anlage kostete etwa 8.000 Euro. Solche Planungsfehler lassen sich vermeiden, wenn Fachplaner frühzeitig eingebunden und Heizlastberechnungen präzise durchgeführt werden.
8. Fehlender sommerlicher Wärmeschutz – wenn das Haus zur Sauna wird
Gebäudeeffizienz bedeutet nicht nur, im Winter warm zu bleiben, sondern auch im Sommer kühl. In einem Neubau verzichtete der Bauherr aus Kostengründen auf die geplanten Rollläden. Die Folge: Räume mit großen Süd- und Westfenstern heizten sich stark auf, Klimageräte mussten nachgerüstet werden. Die nachträgliche Installation von außenliegendem Sonnenschutz verursachte mehrere tausend Euro an Zusatzkosten.
Ein geplanter sommerlicher Wärmeschutz – etwa durch Sonnenschutzverglasung, Verschattung oder außenliegende Rollläden – ist daher kein Luxus, sondern Teil eines nachhaltigen Energiekonzepts.
9. Verschmutzte Lüftungsanlage – schlechte Luft durch Nachlässigkeit
Auch Lüftungsanlagen sind anfällig für Mängel, wenn sie während der Bauphase nicht geschützt oder später nicht gewartet werden. In einem Fall führte Bauschmutz in den Leitungen zu einem stark verminderten Luftstrom, erhöhtem Stromverbrauch und hörbaren Strömungsgeräuschen. Die Reinigung und Desinfektion der Anlage kostete rund 7.000 Euro.
Zentrale Lüftungsanlagen müssen vor Übergabe gereinigt, geprüft und regelmäßig gewartet werden. Nur so bleiben sie effizient und hygienisch.
10. Undichte bodentiefe Fenster – wenn Wasser den Weg findet
Bodentiefe Fenster bringen Licht und Wohnqualität, stellen aber hohe Anforderungen an die Abdichtung. In einem dokumentierten Fall führte eine unsachgemäße Ausführung der unteren Anschlüsse dazu, dass nach Starkregen Wasser ins Haus eindrang. Das Parkett wölbte sich, Wände wurden feucht, Schimmel trat auf. Die Sanierung, inklusive Trocknung und neuem Bodenbelag, verursachte rund 20.000 Euro an Kosten.
Dauerhaft dichte Anschlüsse und sorgfältige Kontrolle bei der Montage sind hier entscheidend.
Fazit: Nachhaltigkeit beginnt beim Bauen
Die im Auftrag des Bauherren-Schutzbundes e.V. durchgeführte Studie macht deutlich: Nachhaltigkeit und Gebäudeeffizienz entsteht nicht erst durch energieeffiziente Technik, sondern durch saubere Planung, präzises Handwerk und regelmäßige Kontrolle.
Fehler bei der Ausführung führen nicht nur zu höheren Energiekosten, sondern auch zu unnötigem Materialverbrauch, CO₂-Emissionen und Sanierungsaufwand.
Wer frühzeitig eine unabhängige Qualitätskontrolle einbindet, schützt seine Investition – und die Umwelt gleich mit.